Gelbe Vitamin-D-Tablette und rotes Modell des Coronavirus auf grünem Hintergrund – Symbolbild für den Zusammenhang zwischen Vitamin D und COVID-19.

Vitamin D und COVID-19: Was wir wirklich wissen – und was nicht

October 14, 2025DNatural Deutschland

Vitamin D ist längst mehr als nur ein Knochenschutz-Vitamin. Gerade während der COVID-19-Pandemie wurde intensiv über seine Rolle im Immunsystem diskutiert. Was sagen fundierte Quellen wie Biesalski dazu? Hier liest du, was wirklich zählt – kompakt, verständlich und wissenschaftlich sauber.


Vitamin D: Was ist das eigentlich?

Bevor wir in die Tiefen der Forschung eintauchen, kurz zurück zu den Basics:
Vitamin D ist ein fettlösliches Prohormon, das unser Körper hauptsächlich selbst bildet – durch Sonnenlicht auf der Haut. Es wird in der Leber und später in der Niere in seine aktive Form umgewandelt. Diese aktive Form bindet sich an spezielle Rezeptoren (VDR), die in fast allen Körperzellen vorkommen – auch in Immunzellen.

Und genau da wird’s spannend: Vitamin D wirkt nicht nur auf Knochen und Kalziumstoffwechsel. Es beeinflusst auch unser Immunsystem, unsere Zellgesundheit und sogar die Regulation des Renin-Angiotensin-Systems – einem Mechanismus, der bei COVID-19 eine Rolle spielt.


Was haben Rachitis, Tuberkulose und COVID-19 gemeinsam?

Klingt nach einem Quiz – ist aber eine echte wissenschaftliche Beobachtung:
Kinder mit Rachitis, also Vitamin-D-Mangel, litten früher deutlich häufiger unter Atemwegsinfekten und Tuberkulose. Das führte bereits vor über 100 Jahren zur Bezeichnung „rachitische Lunge“. Dieser historische Zusammenhang lässt aufhorchen – und gibt Hinweise, warum Vitamin D bei Infektionen der Atemwege wie COVID-19 ins Spiel kommt.


Vitamin D bei Infektionen: Was zeigt die Forschung?

Laut dem Fachbuch „Vitamine, Spurenelemente und Minerale“ von Hans Konrad Biesalski, wurden in zahlreichen Studien verschiedene Dosierungen von Vitamin D bei Infektionskrankheiten eingesetzt – teilweise einmalig 36.000 IE, teilweise über Monate bis zu 1,3 Millionen IE verteilt.

Ein systematischer Review fasste diese Ergebnisse zusammen und kam zu einem klaren Schluss:

"Eine Anwendung von Vitamin D ist besonders bei Menschen mit erhöhter Infektanfälligkeit gerechtfertigt."

Das gilt nicht nur für klassische Infekte – sondern ganz besonders auch im Rahmen der COVID-19-Pandemie.


Was sagt die Forschung zu Vitamin D bei COVID-19?

Die Frage, die sich viele stellen: Kann Vitamin D vor COVID-19 schützen – oder zumindest helfen, wenn man es hat?

Biesalski fasst in seinem Buch mehrere Studien und Metaanalysen zusammen. Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Vitamin-D-Mangel war bei vielen COVID-19-Patienten messbar.
  • In einer Metaanalyse mit 42 Studien wurde gezeigt: Die Einnahme von Vitamin D reduzierte akute Atemwegsinfekte bei COVID-19-Patienten um 9 %.
  • Noch spannender: Bei einer täglichen Einnahme von 400–1000 IE Vitamin D über 12 Monate sank das Risiko sogar um 42 %.
  • Bolusgaben (hohe Dosen wöchentlich oder monatlich, z. B. >20.000 IE) waren nicht wirksam.
  • Für Erwachsene empfiehlt sich laut Biesalski eine tägliche Supplementierung mit 800 IE – selbst ohne vorherige Kontrolle des Blutwerts.

Aber Achtung: Vitamin D ist kein Medikament zur Behandlung von COVID-19. Es unterstützt das Immunsystem, ersetzt aber keine medizinische Therapie.


Wie wirkt Vitamin D genau?

Die möglichen Mechanismen sind faszinierend – und wissenschaftlich gut belegt:

  • Es aktiviert das angeborene Immunsystem, das für die erste Verteidigungslinie gegen Viren zuständig ist.
  • Es moduliert das adaptive Immunsystem, dämpft also Überreaktionen – und genau solche Überreaktionen sind bei schweren COVID-19-Verläufen ein Problem (Stichwort: „Zytokinsturm“).
  • Vitamin D greift in das Renin-Angiotensin-System ein, das wiederum mit dem ACE2-Rezeptor verbunden ist – der Eintrittspforte für das SARS-CoV-2-Virus.
  • Es könnte somit entzündliche Prozesse im Lungengewebe abmildern und die Immunbalance stabilisieren.


Wann solltest du über Vitamin D nachdenken?

Klar ist: Wer sich ständig schlapp fühlt, häufig krank ist oder zur Risikogruppe gehört, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel kontrollieren lassen.

Gerade in den dunkleren Monaten ist ein Mangel weit verbreitet. Und Studien zeigen: Die präventive Einnahme über Monate hinweg ist wirksamer als spätere Hochdosis-Therapien.

Empfohlen wird:

  • 800 IE täglich für gesunde Erwachsene – auch ohne Blutkontrolle.
  • Höhere Dosen nur bei festgestelltem Mangel und unter ärztlicher Aufsicht.
  • Keine Bolusgaben, da sie keinen Vorteil gezeigt haben.

Wichtig: Wer Medikamente nimmt oder an chronischen Erkrankungen leidet, sollte die Einnahme immer ärztlich abklären. Vitamin D ist kein Lifestyle-Produkt, sondern ein hormonnahes Prohormon, das gezielt wirken kann – und auch Nebenwirkungen haben kann, wenn es überdosiert wird.


Fazit: Vitamin D – kein Allheilmittel, aber ein sinnvoller Baustein

Vitamin D ist kein magischer Schutzschild gegen Viren. Aber es ist ein entscheidender Regulator unseres Immunsystems – und gerade in Zeiten von erhöhtem Infektionsdruck wie der COVID-19-Pandemie ein möglicher Gamechanger in der Prävention.

Die Studienlage ist klar genug, um zu sagen:
Wer einen Mangel hat, kann durch eine gezielte Supplementierung sein Risiko für schwere Atemwegsinfekte senken. Aber wie bei allem im Körper gilt: Balance statt Überdosis.

 

Quelle: Quelle: Hans Konrad Biesalski – Vitamine, Spurenelemente und Minerale, 3. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2022.

Hinweis: Die in diesem Artikel dargestellten Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Gesundheitsbildung und ersetzen keine ärztliche Beratung. Vitamin D ist kein Medikament zur Behandlung oder Heilung von COVID-19. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder Verdacht auf Mangelzustände konsultiere bitte deine Ärztin oder deinen Arzt.

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